„Schach für Kids“ seit 2007 ein fester Bestandteil unseres pädagogischen Konzepts und schriftlich in unserem Konzept festgehalten. Jede Gruppe verfügt über ein großes Schachspiel, welches den Kindern immer greifbar während des Kindergartentages zur Verfügung steht. Zweimal im Jahr wird eine neue Schachgruppe gebildet. Diese Kinder treffen sich an einem festen Tag in der Woche, so dass diese Aktion für die Kinder ritualisiert ist. So treffen sich inzwischen Schachexperten und Anfänger, die miteinander spielen und voneinander lernen.
Besonders schön ist es zu beobachten, dass die Kinder sich das Schachspiel holen, sich auf den Teppich setzen und mitten im Freispiel konzentriert miteinander spielen und sich zudem auch noch gegenseitig helfen und die Regeln erklären! Da die Schachgruppe sich gruppenübergreifend zusammensetzt, ist auch die Möglichkeit gegeben, dass die Kinder auch mit Kindern aus einer anderen Gruppe spielen können, wenn in der eigenen Gruppe mal kein „passender Partner“ anwesend sein sollte.
Die Schachgruppe setzt sich aus Kindern im Alter von 3 – 6 Jahren zusammen. Gemeinsam wird im Team überlegt, für welche Kinder die neue Schachgruppe besonders wichtig ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich Kinder mit Defiziten in der kleinen Schachgruppe schneller öffnen und eine positive Entwicklung zeigen. Wir haben folgende Auswahlkriterien entwickelt:
• Sprachliche Zurückhaltung
• Sehr aktive Kinder
• Kognitiv weit entwickelte Kinder
• Sehr schüchterne Kinder
• Auffällige Kinder
In einer Kindergartengeneration haben alle Kinder die Möglichkeit, die Grundkenntnisse des Schachspiels zu erfahren. Inzwischen werden die neuen Materialien und Hilfsmittel von SfK eingesetzt, die Frau Schneider-Heggemann von der letzten Fortbildung mitgebracht hat! Jedes Kind bekommt am Anfang das Kinderübungsheft 1. Dazu benutzen wir das Schachspiel, die Aufkleber und zum Abschluss werden die Urkunden feierlich übergeben! Nach jedem Treffen hält die Erzieherin wichtige Erkenntnisse der Kinder und eigene Beobachtungen schriftlich fest. Zur Dokumentation auch für die Eltern, aber besonders wichtig für die Kinder, werden Fotos von wichtigen Momenten gemacht und im Portfolio des Kindes gemeinsam mit dem Kind abgeheftet. Im Team werden Beobachtungen und pädagogische Ziele besprochen und eventuelle weiterführende Fördermaßnahmen abgestimmt. Die Eltern werden durch das Lesen unseres Konzeptes, einen Elternbrief, durch Gespräche und auf Elternabenden über unser Schachprojekt informiert. Kinder, die das Schachspiel bei uns schon erlernt haben, geben ihr Wissen stolz an andere Kinder und ihre Eltern weiter, an Elternnachmittagen oder Hospitationen versuchen die Kinder mit den Eltern Schach zu spielen, viele Erwachsene können dieses Spiel ja nicht! Die Eltern sind von diesem Projekt sehr angetan und fragen regelmäßig an, wann die nächste Schachgruppe gebildet wird. Dadurch können wir erkennen, dass dieses Projekt inzwischen bei allen Eltern bekannt ist und auch nach draußen getragen wird! Somit dient dieses Projekt auch der Öffentlichkeitsarbeit der Kita!
Da unsere Kinder ganzheitlich gefördert werden, ist es uns wichtig, dass auch das Schach spielen ganzheitlich über viele Sinne erfahren wird. So kann jedes Kind seine individuellen Lernerfahrungen machen, sei es im taktieren, visuellen fein- und grobmotorischem Bereich und auditiv. Die Kinder haben die Schachfiguren aus Ton getöpfert, sie haben mit ihrem Körper die Figuren nachgespielt, sie waren lebende Schachfiguren. Die Kinder haben ihre Lieblingsschachfigur gemalt, Ausmalbilder zur Verfügung gestellt bekommen, es finden spontan kleine Schachturniere statt, in Sachbüchern und auf Internetseiten wurde geschaut, was z. B. ein Turm ist, wie ein König lebte und welche Aufgaben ein Bauer hat. Die Kinder haben durch die verschiedenen Angebote Möglichkeiten, die Figuren zu „begreifen“ und zu verinnerlichen. Bei unserem letzten Sommerfest war geplant ein „lebendes Schachspiel“ anzubieten, leider hat uns das Wetter im Stich gelassen. Geplant ist, ein großes Schachspiel für das Außengelände anzuschaffen. Für das Team war es erstaunlich zu beobachten, wie schnell die Kinder zu diesem Spiel gefunden haben, was bei uns Erwachsenen ja oft nicht der Fall ist. Ermutigend für uns war, dass es keine Voraussetzung war, dass die Erzieherin selber Schach spielen können muss. Die Hemmschwelle bei uns Erwachsenen ist viel niedriger geworden. Die neuen Materialien sind sehr ansprechend und gut in der Praxis umzusetzen.
Wir finden auch die Erkenntnis für die Kinder wichtig, dass jeder Spieler die gleichen Voraussetzungen hat, dass Glück keine Rolle spielt, dass die Kinder lernen auch zu „verlieren“. Unkonzentrierte Kinder können plötzlich lange bei der Sache bleiben, sprachschüchterne Kinder können sich plötzlich besser ausdrücken, das Selbstbewusstsein wird gefördert und den Mut zu haben, etwas Neues anzugehen, ist für manches Kind eine ganz wichtige Erfahrung! Genauso wichtig ist es, dass Kinder, die immer nach vorne „preschen“ lernen, sich in dieser Kleingruppe zurück zunehmen. Das soziale Miteinander und das Aufeinander eingehen ist eine Erfahrung, die uns Erwachsene immer wieder erstaunt.
Gudrun Rieboldt-Porsche
Leiterin der Einrichtung